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Stadtpark-Initiative interessiert viele Steinbacher





Bereits um 16 Uhr hatten sich die Ehrenamtlichen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen Steinbach am Freitag den 5. Mai im Bürgerhaus getroffen, um alles für die Präsentation der Stadtpark-Konzepte vorzubereiten und die Studentinnen und Studenten sowie der Professoren der Hochschule Geisenheim in Empfang zu nehmen.

Der große Saal wurde mit 150 Stühlen versehen, die große Leinwand ausgefahren, Wasser und Apfelschorle kostenlos an der Theke bereitgehalten und 10 Stellwände so im hinteren Bereich des Saals platziert, dass die Besucher sich alles in Ruhe anschauen konnten. Um 17 Uhr trafen die Professoren und Studierenden der Hochschule Geisenheim ein, um die 9 unterschiedlichen, von ihnen ausgearbeiteten Konzepte auf großen farbigen und sehr anschaulichen Wandtapeten aufzuhängen.

Obwohl die Parteien erst ab 17:30 Uhr zur Ausstellung geladen hatten, füllte sich der Saal bereits ab 17:20 Uhr merklich und die Bürger kamen mit den jeweiligen Studenten ins Gespräch und konnten die Ausstellung von Konzept zu Konzept in Ruhe durchlaufen. Punktlich um 18:30 Uhr startete dann auch der Abend auf der Bühne, mit einer Begrüßung des voll besetzten Saals durch Boris Tiemann (SPD) und Sabine Schwarz-Odewald (B90/Grüne), die auch durch den restlichen Abend führen sollten. Boris Tiemann, der sich im Vorstand der SPD Steinbach um das Thema "Zukunft der Steinbachaue" kümmert, hob zunächst hervor, dass der Abend der Ideenfindung und Diskussion dienen solle. Die Idee hinter der Zusammenarbeit mit der Hochschule sei gewesen, die Steinbachaue natürlicher zu machen und gleichzeitig ihren Erholungs- und Freizeitwert für mehr Menschen zu erhöhen, insb. auch die, die keinen eigenen Garten hätten. Denn es sei ein Trugschluss zu glauben, dass die Steinbachaue heute, mit rechteckigen Wiesen und Äckern, asphaltierten Wegen, kaum Bäumen und dem vom Menschen angepassten Bach, natürlich sei. In der Steinbachaue könne man zwar gut spazieren, aber sie biete sonst wenig. Die Fachleute würden zeigen, wie man sie viel grüner und wieder natürlicher machen könne, mit viel mehr Bäumen und Pflanzen und gleichzeitig einladender für mehr Menschen, insb. auch die jüngeren Generationen. Und auch sicherer, da es immer wieder zu Problemen zwischen Fußgängern und dem Radschnellverkehr komme.

Sabine Schwarz-Odewald, Schatzmeisterin der Grünen, hob besonders hervor, dass es darum gehe, die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft zu nutzen, um die Steinbachaue wieder natürlicher zu machen, was große Schritte für Steinbach im Bereich Umwelt- und Klimaschutz brächte, da mehr Bäume CO2 einfingen und für Abkühlung sorgten. Auch die Attraktivierung der Landschaft für Wildtiere, wie insb. Bienen und den heimischen Steinkauz, wäre ein Schritt in die richtige Richtung, wie mittlerweile die Mehrheit der Menschen wisse. Zugleich wies sie Bedenken zum Thema Kosten zurück, da die Steinbachaue über viele Jahre in einzelnen Schritten weiterentwickelt würde, dafür auch Fördergelder von außen erschlossen werden sollten und die meisten Ideen aus den Konzepte sich recht günstig umsetzen ließen und auch später pflegearm seien. Die Natur könne sich recht gut auch ohne den Menschen um sich selbst kümmern, wenn man sie nur ließe.

Nach der kurzen Begrüßung durch die beiden Ehrenamtlichen, erklärte Professorin Constanze Petrow vom Institut für Freiraumentwicklung wie viel Arbeit die Studierenden im Wintersemester 2022/23 in das Projekt gesteckt haben und wo der neuste Stand der Wissenschaft heute stehe. Zusammen mit Professor Eckhard Jedicke vom Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz, der ebenfalls nach Steinbach gekommen war, zeigte sie auf, wie man heute ganze Landschaften wieder natürlicher machen würde, die leider gerade im Rhein-Main-Gebiet stark vom Menschen verändert worden seien, was man an der Steinbachaue gut sehe, insb. an ihrer Kahlheit durch fehlende Bäume und Pflanzen sowie die Verdrängung der Wildtiere.

Nach dieser kurzen Einführung übernahmen aber die Studierenden und stellten alle 9 Konzepte in 5minütigen Kurzpräsentationen vor. Am Applaus für die einzelnen Vortragenden konnte man im Saal sehr gut ablesen, wie gut einzelne Konzepte beim Publikum ankamen. Besonders jene Konzepte, die sich stark auf Aufforstungsmaßnahmen konzentrierten oder jene, die Kindern und Jugendlichen neue und naturnahe Spielräume ermöglichten, stießen auf hohen Anklang. Es wurden "Mikrowälder" gezeigt sowie Alleebepflanzungen an allen Wegen, um im Schatten durch die Aue spazieren zu können. Der Steinbach wurde zugänglicher für die Menschen gemacht, vor allem so, dass er in den Trockenmonaten als Treffpunkt und Spielort dienen könne. Fuß- und Radverkehr wurden entkoppelt, der Teufelsberg als Ort für die Gemeinschaft mit Grillstätte umgestaltet. Gemeinschaftsgartenprojekte spielten in den meisten Konzepten eine Rolle, um mehr Menschen in Steinbach einen Garten zu ermöglichen und Bürger einfach näher zusammen zu bringen und Gemeinschaft zu fördern. Und es wurden Orte des Zusammenkommens aufgezeigt, wie eine natürliche Freilichtbühne, ein kleines Café am Steinbach oder ein kostengünstig herzustellendes Jugendzentrum aus alten Schiffscontainern, welches in Steinbach fehlt.

Abgerundet wurde der Abend durch eine Fragestunde im Anschluss an die Präsentationen, die auch dazu diente, Missverständnisse auszuräumen. Auch wenn in der Einladungsbroschüre bereits darauf hingewiesen wurde, dass bei der kreativen Ideenfindung der Studenten aktuelle Eigentumsverhältnisse bei Grundstücken in der Steinbachaue keine Rolle spielten, gab es doch Befürchtungen, dass jemand ein Grundstück gegen seinen Willen verlieren könnte. Dies wurde jedoch deutlich durch die Hochschulvertreter sowie die Ehrenamtlichen der Parteien verneint.

Zum Schluss des Abends bedankten sich Schwarz-Odewald und Tiemann sehr herzlich bei alle Anwesenden, aber insb. den Hochschulvertretern für ihre wertvollen Arbeiten und überreichten ihnen drei kleine Obstbäume zur Anpflanzung an der Uni in Geisenheim. Das Schlusswort hatte dann nochmal Professorin Petrow, die Steinbach viel Erfolg wünschte, aber darauf hinwies, dass bei einem Dialog in der Stadt alle Generationen einbezogen werden sollten. Denn sie verwies auf den recht hohen Altersdurchschnitt im Saal und sagte, dass nicht nur die Älteren in einer Gemeinschaft, die zu politischen Veranstaltungen gingen, Berücksichtigung finden dürften, sondern auch die Interessen der jüngeren Generationen, die leider häufiger nicht mit am Tisch säßen.

(Fotos von Dennis Komp)

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