Seit einigen Monaten schon sind Dilara Jestädt, bislang parteiloses Mitglied der SPD-Fraktion, und ihr Freund auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Steinbach. „Der Markt ist momentan einfach leergefegt und es gibt kein vernünftiges Angebot für die Mittelschicht. So sind wir jetzt gezwungen nach Frankfurt zu ziehen und ich muss leider in diesem Rahmen mein Mandat im Stadtparlament abgeben. Das ist wirklich traurig“, so Jestädt. Das Paar wäre gerne in Steinbach geblieben. „Ich habe mich so gerne ehrenamtlich für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger engagiert. Und natürlich wäre ich hier auch gerne nahe meiner Familie wohnen geblieben. Aber da sieht man welche schweren Folgen es hat, dass in Deutschland nicht genug gebaut wird und insbesondere nicht dort, wo Menschen wirklich Bedarf haben.“ Dass sie sich aber weiter ehrenamtlich engagieren wird, ist für Jestädt völlig klar, wenn auch nun an einem anderen Ort.
Nachfolgerin für Dilara Jestädt wird Barbara Köhler, 67, seit etwas über zwanzig Jahren Bürgerin Steinbachs. Köhler war zuletzt als Referentin bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker tätig und ist seit Herbst 2020 im Ruhestand. In der Stadt ist sie unter anderem als Organistin und Pianistin bekannt. Sie ist Kassiererin im hiesigen Geschichtsverein und bei der Sozialen Stadt engagiert. Sie ist Autorin der Broschüre "Ein Stolperstein für Josef Schwarzschild" sowie Initiatorin der neuen Veranstaltungsreihe "Steinbacher Horizonte".
Wenngleich parteilos, hatte Köhler sich entschieden, die SPD bei der letzten Kommunalwahl durch einen Listenplatz zu unterstützen, der sie nun als Nachrückerin qualifiziert. Die SPD-Fraktion ist sich sicher, in Barbara Köhler eine gute Nachfolgerin für die scheidende Dilara Jestädt gefunden zu haben.
SPD-Fraktions- und Parteichef Moritz Kletzka sieht den Wechsel indes mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Dilara war ein klasse Fraktionsmitglied, menschlich und in der Sache sehr engagiert. Wir sind ihr sehr dankbar für ihren Einsatz für die Stadt und ihre Menschen. Aber mit Barbara bekommen wir eine Nachfolgerin, die in der Steinbacher Stadtgesellschaft tief verankert ist und entsprechende Kenntnisse mitbringt und die wir als Mensch bereits im Wahlkampf sehr zu schätzen gelernt haben.“ Kletzka findet es ebenfalls bedenklich, dass der Wechsel aufgrund der unbefriedigenden Situation am Steinbacher Wohnungsmarkt erst nötig wurde, verweist aber u.a. auf einen Beschluss auf Initiative der SPD, wo die SPD/FDP-Koalition erst im Juli einen Antrag eingebracht hat, wodurch der Magistrat der Stadt ein Konzept entwickeln muss, wie mehr bezahlbare Wohnungen für Angehörige der Mittelschicht mit kleineren Einkommen entstehen können.
Der Wechsel von Jestädt zu Köhler wird im Laufe des Septembers vollzogen werden, so dass Köhler aller Voraussicht nach am 07.11.2022 erstmalig als Parlamentarierin in der Stadtverordnetenversammlung dabei sein wird, auch wenn sie seit Monaten bereits als Gast an den Sitzungen teilnimmt.
(Bild v.l.n.r.: Dilara Jestädt, Moritz Kletzka, Barbara Köhler)
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