In der Woche vor Ostern wünschen sich Nachbarn, Kollegen und Freunde „Frohe Ostern“. Der Karfreitag wird ignoriert: Man kann sich ja wohl schlecht gegenseitig einen „schönen Karfreitag“ wünschen. Dabei ist auch dieser Tag ein hoher Feiertag – und man könnte einander durchaus auch mal einen „nachdenklichen“ Tag wünschen.
Ein nachdenklicher Tag ist in diesem Jahr für die jüdische Welt der 18. April. Der „Holocaust Memorial Day“ , hebräisch „Jom haScho'a“, erinnert an die rund sechs Millionen jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Ausrottungsprogrammes, das in den industriell organisierten Vernichtungslagern gipfelte. Dazu gehörte unter anderen Treblinka.
Nach Treblinka wurden nach und nach die im Warschauer Ghetto eingepferchten Juden deportiert, bis am 19. April 1943 der Aufstand im Warschauer Ghetto losbrach. Nach einem knappen Monat hatte die SS den Aufstand endgültig niedergeschlagen. Überlebende Ghettobewohner gab es nur wenige.
Am 20. April 1943 wurde der Steinbacher Bürger jüdischer Herkunft, Josef Schwarzschild, verhaftet. Sein Leben endete wenige Monate später in Auschwitz-Birkenau.
Drei aufeinanderfolgende Gedenktage, die genauso unangenehme Gefühle hervorrufen, wie es der Karfreitag tut.
Jürgen Euler, SPD-Mitglied im Magistrat der Stadt Steinbach, und Barbara Köhler, SPD-Stadtverordnete und Vorstandsmitglied im Geschichtsverein, stellten der schmerzhaften Erinnerung heute eine tröstliche Geste an die Seite.
Der für Josef Schwarzschild am 6. September 2021 verlegte Stolperstein vor der Schwanengasse 5 war im Straßenpflaster kaum noch erkennbar. Das Messing war matt und grau geworden. Jürgen Euler putzte es, bis es seinen Goldglanz zurück hatte und Barbara Köhler legte hernach Rosen dazu. Wir behalten Josef Schwarzschild im Gedächtnis.
Gewalt und Grausamkeit enden nicht. Ebensowenig jedoch endet der Wille zur Heilung und zur Versöhnung. An beides erinnern die "schwierigen" Gedenktage.
(Bild: Barbara Köhler und Jürgen Euler. Foto der SPD Steinbach)
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