Ruth Rahmel wurde am 12. Juni 1920 in Kallies, Pommern, geboren. Ihr Leben war geprägt von den sozialen, ideologischen und politischen Veränderungen, die sich im 20. Jahrhundert in Deutschland und Europa ereigneten.
Sie wuchs in einer bürgerlichen Familie gemeinsam mit zwei Schwestern auf, ihr Vater war Staatsanwalt. Die Eltern erkannten früh ihre literarischen, musischen und historischen Interessen und förderte sie. Das war in der damaligen Zeit für Mädchen keineswegs selbstverständlich. Ihre Kindheit und Jugend wurde durch die beruflich bedingten vielen Wohnortwechsel des Vaters geprägt. Das Abitur legte sie 1939 in Magdeburg ab. Zwischen 1940 und 1943 studierte sie in Göttingen und München Deutsch, Geschichte, Englisch und Theaterwissenschaften. Die Aktivitäten der Widerstandsgruppe Weiße Rose während der Nazidiktatur an der Münchner Universität und die Hinrichtungen von Hans und Sophie Scholl 1943 waren prägende, persönliche Erlebnisse, die ihr späteres politisches Engagement in der Sozialdemokratie begründeten.
Weil sich ihr Berufswunsch Dramaturgie nicht realisieren ließ, ging sie als Gymnasiallehrerin nach Nordrhein-Westfalen. Ihr Interesse galt vor allem Reformprojekten sowie der Unterstützung schwieriger Jugendlicher und damals sogenannten Schulversagern. Wegen der reformorientierten Bildungspolitik wechselte sie 1962 nach Hessen, wo sie ein Jahr später die Leitung der Frankfurter Elisabethenschule – ein Mädchengymnasium – übernahm. Die Koedukation von Mädchen und Jungen waren ihr ein großes Anliegen und in ihrer Zeit als Direktorin wurde so aus der Mädchenschule ein modernes Gymnasium für beide Geschlechter. 1982 beendete Ruth Rahmel ihre Berufstätigkeit als Lehrerin.
1973 zog sie nach Steinbach und richtete hier ihren Lebensmittelpunkt ein. Im gleichen Jahr konstituierte sich in Steinbach ein Ortsverein der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Vorsitzende wurde Ruth Rahmel.
Für die SPD war sie von 1973 bis 1977 Kreistagsabgeordnete und von 1975 bis 1985 Stadtverordnete der Stadt Steinbach.
Ruth Rahmel engagierte sich auch sonst im sozialen Leben der Stadt Steinbach. Unter anderem war sie 1. Vorsitzende des DRK, Ortsverein Steinbach. Seit 1988 war sie aktives Mitglied im Geschichtskreis und ab 1994 erste Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, ein Amt, das sie bis Februar 2002 innehatte. In dieser Zeit erschien auf ihre Idee hin das Buch „Kirchen in Steinbach“, für dessen Erstellung sie engagiert zusammen mit anderen viel Mühe und Arbeit aufwendete.
Ruth Rahmel erhielt den Ehrenbrief des Landes Hessen, die Verdienstmedaille der Stadt Steinbach in Bronze, Silber und Gold. Im Jahre 2000 wurde sie mit dem Saalburgpreis für Geschichts- und Heimatpflege des Hochtaunuskreises geehrt.
Für die Sozialdemokraten war Ruth Rahmel eine Person, die in ihrer Zeit starke Akzente gesetzt hat, insbesondere setzte sie sich für die Gleichberechtigung ein.
„Wer sie kannte, wird sich erinnern, dass sie immer elegant gekleidet und nie ohne Hut das Haus verließ. Wenn sie einen Raum betrat, so tat sie dies mit der ihr eigenen Präsenz. Sie war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, die auch Diskussionen und Debatten nicht scheute, dabei aber immer sachlich blieb. Sie konnte aber auch zuhören und durch ihre Liebenswürdigkeit und Aufgeschlossenheit war sie überaus beliebt“, fassten Stadtrat Jürgen Euler und Vorstandsmitglied Daniel Gramatte vertretend für den SPD-Ortsverein zusammen. Sie starb am 20. Januar 2002 in Steinbach am Taunus.
Der Ortsverein bedankt sich ganz herzlich bei Heidrun Möhle, die sich in den letzten Jahren liebevoll um die Grabstelle gekümmert hat.
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